Es ist nicht der erste Designpreis für Raphael Pozsgai, der Heitersheimer Schreiner hat für seinen Schemel sogar den begehrten Red Dot Design Award abgeräumt. Das neueste Produkt ist deutlich simpler gehalten – aber mit einem Clou, der manchem ein Rätsel aufgibt. Belohnt wurde es mit einer Nominierung für den Bundespreis Eco Design.

Raphael Pozsgai beim Brennen der Brettchen. Foto: Martin Pfefferle

Raphael Pozsgai beim Brennen der Brettchen. Foto: Martin Pfefferle

Es sind schlichte Holzbrettchen – aus Eschenholz. Hervorstechendes Merkmal: Eingebrannt auf die Vorderseite sind Striche, die Zahlen ergeben zwischen gut 20 oder über 70. Ein ideales Geschenk zum Geburtstag? Vielleicht auch. Die Striche sollen aber in erster Linie den Blick auf das gewachsene Holz lenken. Denn Pozsgai zählt die Jahresringe. 62 Jahre etwa ist dieses Stück Holz gewachsen, das nun als Vesperbrett dient. Dass sich an seinen Brettchen die Jahresringe so gut ablesen lassen, ist nicht nur gut fürs Design. Der Schnitt mit „stehenden Jahren“ sorgt auch dafür, dass sich das Stück Holz nicht verzieht.

Zusammen mit der Schreinerei Schulz teilt sich Pozsgai, Jahrgang 1974, die Werkstatt, die einst die Schreinerei Höfler war. Es sei kein leichter Start gewesen, mit einer Schreinerei aus Freiburg nach Heitersheim zu ziehen, erinnert sich der gebürtige Schwabe. Er fühle sich aber mit seiner Familie sehr wohl – und auch die Zusammenarbeit in der Werkstatt, wo sich die Betriebe die Maschinen teilen, funktioniere gut. Der Antrieb, über ein ausgefallenes Design Kunden anzusprechen, entstand so auch aus der Notwendigkeit, gerade in Zeiten weniger Aufträge Arbeit zu haben.

Der Red Dot Award war 2013 dann so etwas wie der Ritterschlag für die Arbeit von Raphael Pozsgai. Bekommen hat er diese exquisite Auszeichnung für einen Hocker mit schräg stehenden Beinen – eine Neuinterpretation des Melkschemels, wie Pozsgai selbst sagt.

Diesen Schemel gibt es in verschiedenen Größen, ein Tisch in passendem Design ergänzt das Angebot. Zwischenzeitlich gab es Schemel und Tisch als Selbstbauset – doch die Kunden taten sich schwer mit dem fachgerechten Zusammenbau. So verkauft er Angus, Almas und Agnes, wie die Modelle heißen, nur noch fertig gebaut.

Erfolge hatte Pozsgai schon vor dem Red Dot, 2011 war er der Gewinner des MAK Designshop Awards in Wien, ein Jahr später räumte er ebenfalls in der österreichischen Hauptstadt den Blickfang Designpreis in Silber ab. Wer nun aber glaubt, mit diesen hochdekorierten Entwürfen laufe die Schreinerwerkstatt von ganz allein, der täuscht sich. Ein Drittel des Umsatzes, schätzt er, stamme von den selbstdesignten Produkten unter dem Label „Pozsgai Handwerk“. Das liegt auch daran, dass der Handel in aller Regel für Pozsgais Geschmack viel zu hohe Margen verdienen will. Denn wenn die Hälfte beim Handel landet, müsste er seine Produkte aus hochwertigen Materialien und in Kleinserien produziert noch teurer verkaufen – für die Kunden zu teuer, ist er überzeugt. 23 Euro etwa kostet ein Brettchen aus Eschenholz und Raphael Pozsgai ist glücklich darüber, dass er in Heitersheim mit der „Auslese“ einen Laden gefunden hat, der seine Produkte zu einem vertretbaren Preis ins Sortiment genommen hat.

Beim Bundespreis Eco Design ist es bei der Nominierung geblieben – ganz oben auf dem Treppchen landeten andere Bewerber. Für Raphael Pozsgai ist das völlig in Ordnung. Ziel für ihn sei es gewesen, im Gespräch zu bleiben. Und das gelinge auch so. Und so soll es auch weitergehen. Geplant hat er beispielsweise, dass seine Produkte auch über Designportale angeboten werden – noch lieber wäre es ihm, würden etwa Wohnzeitschriften über seine Kreationen schreiben.

Damit die ganzen selbstdesignten Brettchen, Flaschenkörbe, Barhocker, Hocker und Tische auch gebaut werden können, wird er sich Hilfe holen. Im Herbst beginnt bei ihm in der Werkstatt ein Lehrling seine Ausbildung.